...heisst es doch allgemeinhin. Nun gut.
Ich persönlich stehe viel am Bahnhof. Da holt mich meist mein Zug ab.
Neulich stand ich wieder nachmittags mit dem lustigen Langohrhund am Bahnsteig. Es war Mittwoch oder Donnerstag, ist ja auch gleichgültig. Der Bahnsteig war mittelmäßig belebt und etwa 10 Meter weiter vorne stand ein Mann mit seinem Hund. Wobei, so richtig stand er nicht. Er schwankte eher vor sich hin. Hin und her gerissen zwischen Gleichgewicht und dem ziehenden Hund an der Leine und seiner Bierflasche. Nebenbei pöbelte er den ein oder anderen Passanten an.
Ich habe mich dezent am Rand gehalten, man will ja als Hundehalter nicht negativ auffallen. Aber des Bierflaschenhalters Hund hatte uns entdeckt und ruckte seinen Besitzer in unsere Richtung.
Der Mann wankte hinterher und sprach die allseits gefürchteten Worte „Meine tut nix“. Ich entgegnete ihm, so höflich wie möglich: „Ja, das ist schön, aber ich möchte Sie doch trotzdem bitten, eine Kontaktaufnahme der Hunde untereinander zu unterbinden.“
Es entwickelte sich ein kurzer Dialog, in dem er mir nochmals versicherte, dass sein Hund „echt nix tue“ und sowieso erst 11 Monate als sei und „die ruhig mal hier schnüffeln könnten“.
Wer mich kennt, kennt auch meinen nahezu zwanghaften Rechtfertigungs- und Erklärwahn. Ich neige zur Ausführlichkeit und hatte schon tief Luft geholt, um den Herrn darauf hinzuweisen, dass ein Bahnsteig ein denkbar ungeeigneter und gefährlicher Ort für Hunde zum spielen sei, dass sie dort unter Umständen andere Wartende belästigen, anstossen oder gar zu Fall bringen könnten, dass ich mir über den Impf-, Versicherungs- und Flohstatus seines Hundes nicht ganz im Klaren sei, dass ich innerartliche Begegnungen zwischen Hunden an der Leine generell als grenzwertig empfinde und die Spielpartner meines Hundes dann doch gerne bewusster aussuche um nachhalte Prägungs- und Sozialisierungsschäden zu vermeiden. Kurzum, mir lagen ausreichend Begründungen auf der Zunge um ganze Hundeerziehungsbücher damit zu füllen.
Doch ehe ich meinen Erguss über den Mann ausladen konnte, fielen mir schlaue Satz wieder ein „Sie müssen die Menschen da abholen, wo sie stehen.“
Anstatt all meine Weisheiten über ihm auszugiessen, schnauzte ich ihm ein unhöfliches, unfreundliches „Ach halt doch dein Maul“ entgegen.
Und siehe da: meine Botschaft hatte den Empfänger genau so erreicht wie gewünscht. Er packte seinen Hund und wankte davon.
Kommunikation kann so einfach sein.
Ich glaub, das mache jetzt häufiger!