Sonntag, 12. Juli 2009

Leiden schaffen


„Ihr spinnt doch alle beide. Auch wenn ihr es nicht machen werdet: wenn einer nicht mehr kann, ruft mich an!“ Nicole hatte recht, wie immer.
Nachdem wir uns am Freitag ausreichend Mut angetrunken haben, sind Torsten und ich Samstags nach dem Frühstück in Kleinglattbach gestartet. Ziel sollte Karlsruhe-Durlach sein.
Über Illingen und Mühlacker ging es auf den Schwarzwaldnordrandweg. Dass die Strecke als 3-Tagestour angelegt ist, war zumindest mir nicht klar.
Den ersten Teil bis Pforzheim hat uns das Bordertier tapfer begleitet. Diesmal war er weniger maulig und auch besser auf den Pfoten unterwegs. Nach 34 Kilometern haben wir ihn aber gegen ein Picknick im Grünen bei Nicole eingetauscht Die Etappe durch Pforzheim wollten wir den zarten Pfötchen und Öhrchen nicht zumuten. Vollkommen zu recht. Auch hinter Pforzheim ging es fast ausschliesslich über geteerte Wege. Also nichts, was Knox fröhlich gestimmt hätte. Aber, auch wenn wir es alle nicht gerne zugeben: Er hat uns gefehlt.

Bei Kilometer 50 haben wir einen wunderschönen 1-Sterne-Bank-Stop eingelegt. Beim Thema „Energiezufuhr“ habe ich wieder etwas lernen können. Schokolade: gut! Müsliriegel: gut! Energieschleim aus Beutel mit Erdbeer-Banane-Geschmack: gar nicht gut!
Inzwischen haben mir die Füsse weh getan, meine Zehen konnte ich gar nicht mehr spüren, der Weg war blöd und die Frage, was der ganze Scheiss überhaupt soll, drängte sich immer weiter auf.
Die Erkenntnis des ganzen: Den Weg kann ich nicht ändern, die Füsse tun weh, egal was ich nun mache. Das einzige, auf das ich Einfluss nehmen kann, ist die Leidenszeit. Also habe ich versucht die entsprechend zu verkürzen und die Etappe bis Langensteinbach haben wir in Rekordtempo zurück gelegt (die Streckenauswertung hat Spitzenwerte von 10,3 km/h angezeigt). Erst als ich meinen Frust lange genug am unschuldigen Waldboden und meinen schmerzenden Füssen abgelassen hatte, hat sich Torsten wieder getraut mit mir zu sprechen.

Danach hatten wir schöne Kilometerabschnitte mit Sonnenuntergang, Autobahnunterquerungen, falsch hängenden Streckenausschilderungen und Gesprächen über unseren Geisteszustand.

In tiefster Dunkelheit (also deutlich nach Sonnenuntergang) haben wir das Schützenhaus in Durlach erreicht und Nicole konnte ihre Invaliden einpacken und das jammernde Elend nach Hause karren.
Aus dem Auto haben wir es noch aus eigener Kraft geschafft.
Im Bad, beim Schuhe ausziehen kam dann eine blutige Überraschung zu Tage. Meine Zehen haben sich anscheinend einen kleinen Kampf geliefert. Dabei hat der kleine Zeh seinem Nachbarn übel mitgespielt. Aber was soll´s? Er wird schon nicht abfallen.

Insgesamt haben wir die 68,5 Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5,13 km/h zurück gelegt. Gar nicht schlecht für den Anfang.

Vielen Dank Nicole für Deinen Streckensupport, die grandiose Hundebetreuung und die intensive Krankenpflege am Folgetag. Ob ich mich bei Dir oder Du Dich bei mir für das Ausleihen von Torsten bedanken sollte, klären wir, wenn meine Blasen an den Füssen abgeheilt sind.
Torsten: Danke für Deine Geduld bei den Pipipausen und Deine Toleranz bei den „Messer-zwischen-den-Zähnen-Abschnitten“. Ich freu mich auf Belgien!

1 Kommentar:

Steffi hat gesagt…

Ich hab das heute morgen schon mal gelesen und dachte dann, ich leide sicher unter montäglichen Halluzinationen. Nun guck ich rein und siehe da, ich hab das nicht geträumt... ja seid ihr denn irre??

Ich hab ja schon Montagskater, weil ich Freitag golfen und bowlen (das mit der Kugel, nicht das mit dem Getränk) war, Samstag den Garten aufgeräumt und Sonntag Sommerfest und 4 Stunden Kimbaland gemacht hab...